Liebe Leserin, lieber Leser,
ganz anders und doch derselbe; nach Ostern erleben die Jünger Jesus ganz neu, ganz anders. Gleichzeitig zeigt er ihnen, dass er immer noch ihr liebevoller Herr ist, der sich um sie kümmert und der nach wie vor einen Weg mit ihnen hat. In Johannes 21, 1–12 nden wir sieben Jünger Jesu am See Genezareth. Johannes erzählt uns nicht, warum sie in Galiläa sind, nur bei Matthäus (Mt 28, 10) lesen wir, dass Jesus die Frauen am Ostermorgen beauftragt, den Jüngern zu sagen, er werde sie in Galiläa treffen.
Da sind sie jetzt, wie vor etwa drei Jahren, diesmal noch im Boot auf dem See, etwa 100 Meter vom Ufer, auch diesmal nach einer Nacht ohne einen Fisch. Auch diesmal fangen sie auf sein Wort hin ein Netz voller großer Fische. Und dann lädt Jesus sie zum Frühstück ein. Ein Feuer brennt da, mit Fisch darauf und Brot daneben, das Jesus dann nimmt und ihnen gibt. Johannes erzählt uns diese Begebenheit, damit wir glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit wir durch den Glauben an ihn in seinem Namen das ewige Leben haben (Joh 20, 31).
Neben der Freude darüber ist es so hilfreich, zu sehen, wie Jesus mit seinen Leuten umgeht. Jetzt, wo Jesus nicht mehr dauernd sichtbar, berührbar in ihrer Nähe ist, wo sie wissen, dass er es ist und sie sich gleichzeitig nicht zu fragen trauen, ob er es wirklich ist, da begegnet er ihnen voller Zuspruch, Bestätigung und Fürsorge. Wie bei ihrer Berufung in seine Nachfolge erleben sie, wie Jesus in den Frust erfolgloser Arbeit hinein spricht, sie zum Handeln nach seinen Anweisungen au ordert und wie das Handeln nach seinem Rat reiche Früchte trägt. So, wie sicher oft während ihrer Wanderungen durch Galiläa, erleben sie die Gemeinschaft beim gemeinsamen Essen an einem Feuer, vielleicht – wie bei den Emmaus – Jüngern – mit hilfreichem Erklären und Erinnern, werden ernährt. Jesus erfährt hier noch größere Ehrfurcht der Jünger. Er ist aber immer noch der, der das Wunder tut und der sich liebevoll um sie kümmert. Fast nebenbei erfahren wir, wie Jesu Wesen an Petrus gearbeitet hat. Beim ersten Fischzug (Lk 5, 1–11) sah sich Petrus in der Gegenwart Jesu noch als der Sünder, nicht wert, das Jesus sich um ihn kümmert. Jesus sagte ihm damals, er werde ein Menschen scher werden. Jetzt, nach drei Jahren mit Jesus, nach dem Verrat an ihm, kann Petrus nicht schnell genug ans Ufer kommen, um Jesus zu begegnen. Welch tiefe Erfahrung der Liebe Jesu wird hier bei Petrus sichtbar. Beste Voraussetzung, Menschen scher und Hirte zu sein. Nach Ostern ist im Kirchenjahr die Zeit der Freude, beginnend mit dem Sonntag „wie die neu geborenen Kinder“. Ich wünsche uns diese Freude über diesen ganz anderen, lebendigen, liebevollen, Herrn Jesus Christus und das neue Leben in Ihm. Die Freude, die ansteckend ist, die andere gewinnt, damit das Netz voll wird.
Herzliche Grüße
Andreas Warmbier