Corona-Segen

von John Mutali, Diguna

Als Corona in Kenia offiziell eine nationale Bedrohung wurde, kamen viele Dinge plötzlich zum Erliegen. Das Rodenbach Team, welches zu dieser Zeit in Tinderet zu Besuch war, musste mühsam zurückfliegen. Wir (Diguna) konnten keine Missionseinsätze wie üblich machen, die Kirchen wurden geschlossen, unsere Berufsschulstudenten mussten nach Hause gehen, wir reduzierten Mitarbeiter, unsere Heimkinder wurden nach Hause geschickt, um das Heim zu entlasten und es war, als ob wir plötzlich von den vielen Änderungen erdrückt wurden. Die von uns zu ihrer Verwandtschaft geschickten Kinder versorgten wir während der gesamten Coronazeit mit notwendigen Lebensmitteln. Bei diesen Besuchen hatten wir die Gelegenheit, die Kinder in ihrem ursprünglichen Zuhause zu besuchen und die Betreuer besser kennenzulernen. Ich erinnere mich, dass eine Betreuerin mich fragte: „Warum kümmern Sie sich um Kinder, die in keiner Weise mit Ihnen verwandt sind? „Ich antwortete ihr: „, weil sich jemand um mich gekümmert hat und sogar an meiner Stelle am Kreuz gestorben ist.“ Inzwischen sind alle Kinder zurück im Heim und gehen wie gewohnt zur Schule. 

Ein weiterer Corona-Segen war unsere Chance, Einsätze bei dem unerreichten Volksstamm der Pokot zu starten. Das Gebiet der Pokot ist eine Region, in der, wenn du eine Maske trägst, angeschaut wirst, als hättest du Covid. Der Stamm hält Rinder und Ziegen, lebt in Hütten und ist oft in Stammesfehden involviert, bei denen benachbarte Viehherden gestohlen werden. Die Jungen werden schon früh angelernt, Tiere zu hüten. Sie werden mit 14 Jahren beschnitten und zu Morans (Kriegern) ausgebildet. Morans lernen, sich gegen Feinde zu verteidigen und an stammesübergreifenden Kriegen teilzunehmen. Die Mädchen helfen von klein auf bei der Hausarbeit, z.B. Feuerholz und Wasser holen und kümmern sich um ihre jüngeren Geschwister. Im Alter von 12 Jahren werden sie beschnitten und gegen einen Brautpreis verheiratet. Mädchen sind eine Quelle des Reichtums. Polygamie wird praktiziert. Die Region selbst ist lebensfeindlich, z.B. heißes Klima (30 Grad und mehr), schlechte Infrastruktur (wenig Wasser, kein Strom, durchlöcherte Straßen, kaum medizinische Einrichtungen, verstreute Schulen). Nach einem ersten Besuch in dem Gebiet benötigten wir die Erlaubnis der Pokot Ältesten, evangelistische Einsätze durchführen zu dürfen. Ich erinnere mich, dass ich mit etwa 20 alten Männern unter einem Baum saß. Sie redeten lange in ihrer Muttersprache und es war, als würde ich gar nicht existieren. Nach über einer Stunde Diskussion in ihrer Muttersprache gaben sie uns durch einen Übersetzer zu verstehen, dass sie unserem Anliegen positiv gegenüberstehen. Weitere Teams konnten in zeitlichen Abständen in das Dorf kommen und ihnen den Jesus-Film in ihrer Sprache zeigen und hatten einfach Zeit, tiefer in ihre Kultur einzutauchen. Bei einem sonntäglichen Gottesdienst unter einem Baum sagte ein alter Mann einen Satz, der mich wirklich berührte. Er gab folgendes zu bedenken: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder so aufwachsen, wie ich aufgewachsen bin. Ich möchte, dass sie euren Gott kennenlernen, dass sie lesen und schreiben können und so werden wie ihr.“ Das war sehr bewegend für mich. Nach mehreren Begegnungen mit den Pokot gaben uns die Dorfältesten ein Stück Land, auf dem wir ein Kirchgebäude bauen durften. Der Ort hieß Nursur, was in der Pokot-Sprache Dunkelheit bedeutet; er wurde von den Ältesten in Laboin umbenannt, was Licht heißt. In den letzten sechs Wochen hat ein Team von Diguna in diesem Dorf eine Kirche gebaut. 

Zurückblickend kann ich sagen, dass die Corona Zeit eine sehr herausfordernde Zeit war, die aber von Gottes Segen überstrahlt wurde.