Sommer, Sonne, blaues Meer und strahlend blauer Himmel.
Wir sind auf Samos und es ist absolut herrlich hier.
Aber die Insel hat noch eine andere Seite. Nachdem feststand, dass Frank und ich mit ein paar Freunden eine Woche auf die griechische Insel Samos fliegen würden, habe ich Informationen über die Insel gesammelt und schnell festgestellt, dass die Insel ganz nah vor der türkischen Küste liegt und von vielen Flüchtlingen als Brücke nach Europa genutzt wird. Tatsächlich befindet sich ein großes Flüchtlingslager auf der Insel. Ausgelegt für 650 Personen, beherbergt es momentan ca. 2500 Menschen und es herrschen dort katastrophale Zustände. In den letzten 1,5 Jahren sind kaum neue Flüchtlinge gekommen, aber seit 6 Wochen kommen wieder neue. Ich habe mich also erkundigt und den Kontakt zu einer jungen Frau bekommen, die dort im Freiwilligen-Zentrum in der Flüchtlingshilfe arbeitet.
Ich schrieb ihr über WhatsApp (wie gut, dass so was heute so leicht möglich ist😀) und fragte sie, ob ich etwas mitbringen kann, was sie gerade benötigen. Manoli, so heißt sie, schrieb mir, dass sie dringend Nähmaschinen-Nadeln brauchen. Sie haben eine Nähstube eingerichtet, wo die Flüchtlinge ihre Kleidung flicken können. Also habe ich welche besorgt und sie hingebracht. Adnan, selbst ein Geflüchteter, unterrichtet dort die anderen im Umgang mit der Nähmaschine. Er nahm sie entgegen und hat sich riesig gefreut. (Siehe Foto)
Anschließend wurden meine Schwägerin Silke und ich noch herumgeführt. Wir sahen, dass die Freiwilligen außer dem Sprachkurse organisieren, in einer Kleiderkammer die Geflüchteten mit den nötigsten Kleidungsstücken versorgen und -ganz wichtig- eine Möglichkeit bieten zu duschen.
Viele Freiwillige kommen aus anderen Ländern extra hierher, um zu helfen. Sie bleiben für mindestens zwei Monate, aber viele auch länger. Auch einige Einheimische helfen mit. Momentan sind ca. 35 Helfer dort.
Wir trafen in der Kleidungsausgabe eine Deutsche, die im Januar hierherkam und eigentlich nur 2 Monate bleiben wollte, aber immer noch dort ist. Sie erzählte uns, dass die Zustände im Lager unerträglich seien. Wir sind am Camp nur vorbeigefahren, aber die selbst gebauten Hütten, die zum Teil nur aus Plastikplanen bestehen, lassen die Zustände erahnen, die dort herrschen.
So fuhren wir einerseits froh, ein klein wenig geholfen zu haben, aber doch mit dem Gefühl der Ohnmacht ob der Zustände wieder in unser wunderschönes Hotel und an den herrlichen Strand, um unseren Urlaub zu genießen.
Wenn ich dieses Leid sehe, dann frage ich mich schon manchmal, wieso Gott da nicht eingreift. Ich verstehe es nicht. Ich möchte nicht wegsehen. Ich kann die Lage dort nicht ändern. Aber das wenige, das ich hier tun kann, möchte ich tun und trotzdem Gott dankbar sein und mich an seiner wunderbaren Schöpfung freuen, die hier paradiesisch schön ist.
Liebe Grüße
Susanne