60 minuten gebet?

Wie verbringt man 60 Minuten in einem Gebetsraum? In der Gemeinde hatten wir die Möglichkeit, für eine Stunde einen liebevoll gestalteten und mit verschiedenen Stationen eingerichteten Gebetsraum zu buchen und uns ganz bewusst Zeit für Gott zu nehmen. Zunächst klingt eine ganze Stunde ganz schön lang. Aber als ich den Raum betrat, wusste ich, dass die Zeit nicht ausreichen würde, um alle Stationen auszuprobieren und mich damit zu beschäftigen. 

Mich zog es in das gemütliche Zelt, in dem unter anderem ein Holzkreuz stand. Man konnte sich einen kleinen Zettel nehmen und draufschreiben, was man an Jesus abgeben möchte. Anschließend konnte man den Zettel an das Holzkreuz nageln und so wirklich physisch sichtbar machen, welche Lasten wir bei Jesus lassen dürfen – was wir vielleicht sonst im Gebet tun. Fand ich eine schöne Idee. Also schnappte ich mir einen Zettel, schrieb auf, was ich Jesus ans Kreuz bringen wollte, nahm einen Nagel und einen Hammer und schlug den Nagel in das Holz. 

Die ersten drei Schläge folgten dicht aufeinander, beim vierten hielt ich plötzlich in der Bewegung inne. Ein Schauer lief über meinen Rücken und mein Herz zog sich kurz zusammen. Ich hatte gerade das Gefühl, als würde ich Jesus mit meinen Sünden eigenhändig ans Kreuz nageln. So, als würde ich bei den Römern stehen und ihn selbst hinrichten. Ich brachte ihm die Dinge nicht nur vor sein Kreuz, sondern an sein Kreuz. 

Realer konnte es ja auch nicht sein, denn Jesus ist schließlich auch für meine Sünden gestorben. Für die Dinge, die ich gerade an das Kreuz nagelte und für alle anderen. Für mich und auch für Dich. Was ich schon jahrzehntelang in Kirchen und Gemeinden als Botschaft gehört und verinnerlicht hatte, erfasste mich gerade ganz neu. Ja, Jesus ist wirklich für mich gestorben. 

Aber der Tod hat nicht gesiegt – wie wunderbar, dass wir das wissen dürfen! Wir feiern es jedes Jahr an Ostern: Jesus ist von den Toten auferstanden, er lebt! Er ist wahrhaftig auferstanden (Lukas 24,34)! Und der Weg zu Gott ist frei. Ich darf so kommen, wie ich bin. Weil Jesus schon alles für mich getragen und ertragen hat, weil ich erlöst und frei bin durch ihn. Es ist die beste Botschaft der Welt! 

Meine Traurigkeit verwandelte sich in Freude. Ich brauche trotzdem noch einen Moment, bis ich den Nagel mit meinem Zettel daran ganz in das Holz versenken konnte. Es war eine ganz besondere Erfahrung und eine sehr persönliche und schöne Zeit mit Jesus – ist es nicht wunderbar, wie Jesus uns auch in den Dingen, die fast schon „Alltag“ für uns geworden sind, immer wieder begegnet, neue Erkenntnis schenkt oder positive Veränderung in unserem Leben bewirkt?

Ich lade Dich herzlich dazu ein, beim nächsten Mal dabei zu sein! Gott möchte Dir begegnen und Dich in dieser Begegnung beschenken.

Deine

Mareike