Gott gibt unserem Wirken bereits hier auf der Erde eine Dimension über das Leben hinaus. Jesus formulierte es so, dass wir Schätze im Himmel sammeln können (vgl. Matthäus 6,20-21). Man könnte also das Gebet aus den Psalmen so weiterdenken: »Gott, lehre uns bedenken, dass unsere Zeit auf der Erde nur begrenzt ist, sodass wir unseren Fokus nicht auf irdischen Gewinn legen, sondern auf das, was über den Tod hinaus Bedeutung trägt.« Schätze sind hier nicht als Besitz zu verstehen, oder als unsere Leistungen und Errungenschaften. Ganz im Gegenteil, wenn Jesus uns dazu auffordert, unsere Feinde zu lieben (vgl. Matthäus 5,44), dann haben wir davon auf der Erde im ersten Moment überhaupt nichts. Die Qualität dieser Schätze überdauert unser irdisches Streben nach Erfolg und Selbstverwirklichung. Das heißt, dass die Ewigkeit schon jetzt anfängt, wenn wir in dieser Realität, in dieser Perspektive Ewigkeit, leben, fühlen und handeln.
Und das wirkt sich bereits hier auf der Erde in Form von Frieden aus. Ein himmlischer Schatz.
Wir konnten weder den Anfang unseres Lebens beeinflussen, noch bestimmen wir sein Ende.
Doch indem wir unser Leben (und nicht erst unser Sterben) in Gottes Hände legen, dürfen wir
Gottes Frieden spüren. In dem Wissen um die beiden Seiten der Medaille: dass unser Leben auf Erden zum einen von Gott gegeben ist, damit wir es gestalten. Und dass gleichzeitig unser Tunauch über den eigenen Tod hinaus Bestand hat, darin liegt die Ruhe, die Simeon empfunden hat, als er das neugeborene Jesuskind im Tempel sah. Er wusste, dass Jesus derjenige war, der den Tod »verschlingen« würde. Was er aus der alten Überlieferung kannte, woran er schon sein Leben lang geglaubt hatte, war nun in Jesus sichtbar, ja sogar greifbar geworden. Er nahm das neugeborene Kind in den Arm und betete Gott an.
Der Schmerz um Verlust und Tod bleibt schmerzhaft. Am Ende eines Lebens reicht auch die
erfüllteste Lebenszeit nicht aus. Wir hätten immer noch Platz für wertvolle Freunde. Für Zeit
mit der Familie. Für ein gutes Gespräch. Aber Jesus will uns Frieden geben, heute, bis in den Tod und sogar darüber hinaus. Unser Leben liegt in Gottes Hand und hört auch nach dem Tod nicht auf. Er selbst ist in die Welt hineingeboren mit dem Ziel, die Tränen abzuwischen und zu trösten, auch im Verlust. Auf diesen Trost dürfen auch wir hoffen.
Es ist unser Gebet, dass Sie Jesus kennenlernen, der Ihnen Frieden gibt. Der Sie über die Gren-
zen Ihrer Endlichkeit hinaus tröstet. Jesus tröstete seine Jünger, indem er sagte: »Dies habe ich
mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden« (Johannes 16,33; LUT).
Seien Sie getrost! Oder wie man heute eher sagen würde: hoffnungsvoll, optimistisch und
unbesorgt. Die Hoffnung von Weihnachten geht weit über Weihnachten hinaus. Weihnachten
ist das Fest, an dem Gottes Zusage wahr wird: Am Ende stehen nicht der Tod und der damit verbundene Schmerz, sondern der Trost, dass unser Leben auch über das Ende hinaus Bestand hat.
König, Oskar. 24 x Weihnachten neu erleben (German Edition) (S.157-158). SCM R.Brockhaus. Kindle-Version.